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Der alte Westner aus Inning

Inning – Als sich der Bayerische Rundfunk anno 1982 für die Sendung „Zwischen 12 und 1“ auf die Suche nach einem Inninger Original machte, gab es für die Einheimischen nur eine Antwort: „Der alte Westner“. Obwohl vom Naturell her eher bescheiden, ließ sich Xaver Westner, Wagnermeister und Orgelvirtuose, auf das Interview ein. „In diesem Teil der Sendung trafen zwei Welten aufeinander“, schreibt Robert Volkmann in der Inninger Chronik „Geschichte und Geschichten“. Zum einen die moderne und technisch hoch entwickelte Nachrichtenwelt. Zum anderen die Idylle des Wagnermeisters, der noch per Hand Wagenräder fertigte. Ein heute fast schon in Vergessenheit geratenes Handwerk, sagt Edeltraud Sondermeier, Westners Großnichte. Weil immer weniger Wagenräder gewünscht wurden, stellte der Onkel zuletzt Absperrgitter für Kuhställe her oder aber auch Besenstiele.
Doch Westner war nicht nur ein geschickter Handwerker, sondern auch ein begnadeter Musiker. „Er war Innings Organist schlechthin“, schreibt Volkmann. Vom einstigen Pfarrer sei das Talent des jungen Westners schnell erkannt worden, weshalb er dem „Xaverl“ ein Orgelstudium ermöglichte. Volkmann: „Dass sich diese Förderung bezahlt gemacht hat, bestätigt auch heute noch jeder ältere Kirchgänger.“ Westner spielte nicht nur vorhandenes Notenmaterial nach, er arrangierte selbst und sorgte so für einmalige Aufführungen. Er wagte sich zudem an schwierige Kirchenmusik, unter anderem studierte er mit dem Inninger Chor die „Huosigaumesse“ und die „Bauernmesse“ ein. Laut Volkmann gehörten Westner, Kirche, Dorf und Orgel unzertrennlich zusammen.
Weil das Ehepaar Xaver und Mechthilde Westner kinderlos geblieben ist, baten sie 1982 die Nichte, zu ihnen ins Haus zu ziehen. Im März, kurz vor seinem 75. Geburtstag, den er am 6. Juni 1985 gefeiert hätte, starb der Onkel. „Ich glaube, er ist an gebrochenen Herzen gestorben. Denn das erste Mal in seinem Leben musste er ins Krankenhaus“, sagte Edeltraud Sondermeier. Bevor es Richtung Herrsching ins Spital ging, habe er sie gebeten, einmal noch durch die angrenzenden Wälder und über die Felder zu fahren. Noch in der gleichen Nacht sei er dann gestorben. „Als wir am anderen Tag ins Krankenhaus kamen, lag nur noch sein Hut auf seinem Bett. Dieses Bild kann ich nie vergessen.“ Uli Singer