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Leibeigenschaft 1803 aufgehoben

In Seefeld herrscht bis 1803 Leibeigenschaft
Seefeld – Es ist gerade einmal 200 Jahre her, dass in Seefeld die Leibeigenschaft abgeschafft wurde. Es waren Anton Clemens Graf von Toerring-Seefeld (1725-1812) und sein Sohn Clemens Anton, die 1803 „freiwillig und unentgeltlich die Leibeigenschaft ihrer Untertanen“ aufhoben. Wofür sie im Regierungsblatt überschwänglich belobigt wurden. Dem Seefelder Grafen ist auch die Eichenallee zwischen Gut Delling und Seefeld zu verdanken, die er 1770 pflanzen ließ. Der recht frei denkende Anton Clemens war es auch, der sich nicht scheute, obwohl er als Präsident der Bayerischen Akademie für Wissenschaften fungierte und bereits über 70 Jahre alt war - zur Passionszeit in München Christus im Grabe darzustellen. Er sollte der letzte sein, der sich stundenlang „wie tot“ in einen Schrein legte und sich von neugierigen Augen anstarren ließ. Ende des 18. Jahrhunderts schuf Staatsminister Maximilian Joseph Montgelas diese „abergläubischen Umtriebe“ ab.
Graf Anton Clemens versuchte sich auch als Schriftsteller. 1772 debütierte er im alten Opernhaus am Salvatorplatz in München mit dem Drama „Sophie oder Großmut und Reue“. Das Jahr darauf folgte das Stück „Der Zerstreute“. 1774 wurde das Lustspiel „Das Vorurteil der Geburt“ aufgeführt, das nach dem Bericht des Salzburger Hofrats von Gilowsky nur wenig Beifall fand, das es „zu sehr in das niedere Comische ausartete“. Es folgten noch etliche Stücke, doch so richtig erfolgreich wurde der Graf mit seiner Schreiberei nicht.
Auch sein Sohn Clemens Anton (1758-1837) bestätigte sich mehr oder weniger erfolgreich auf diesem Feld. Neben drei Komödien verfasste er das Schauspiel „Georg Törringer“ – eigens für die Inszenierungen hatte er im Schloß Seefeld sogar ein Theaterhaus gebaut, das 1789 im Beisein von Kurfürst Max Emanuel eingeweiht wurde. Vater und Sohn griffen zur Feder, weil es seinerzeit in diesen Kreisen üblich war, sich schriftstellerisch zu betätigen.
Bemerkenswert jedoch war die Energie, mit der der alte Graf von Toerring-Seefeld im hohen Alter von 80 Jahren, bis über beide Ohren verliebt, um ein junges Hoffräulein warb. Als der bejahrte Freier einen Korb bekam, wollte er sich aus Liebeskummer auf ewig in sein Schlößchen auf der Wörthseeinsel zurückziehen. Der Liebeskummer jedoch hielt nicht lange an. Bald schon beteiligte sich der Graf wieder an den üblichen Jagdpartien. Zu Tode kam er 87jährig durch einen Unfall. An einem kalten Januarmorgen im Jahr 1812 ging er zu Fuß zur Kirche, musste dabei einer Kutsche ausweichen und rutsche so unglücklich auf dem eisigen Wege aus, dass er sich das Schlüsselbein brach. Nach 26tägigem Krankenhausaufenthalt verschied er im Kreise seiner Familie. Uli Singer