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Leichen verschieben in Weßling

An und für sich san mia lauter wuide Hund g’wen. Da Haug Karre und i und a de andern a. Martin Schneider grinst, während er sich seiner wilden Jahre erinnert. Zur eingeschworenen Clique gehörte unter anderem auch Ex-Landrat Rudi Widmann, Gilchings Bürgermeister Hans Kramer, Pöckings Bürgermeister Joseph Grenzebach und Kraillings Bürgermeister Helmut Schreyer (†).
Wie also der Haug Karl noch Bürgermeister von Weßling war (1955 bis 1968), hat Oberpfaffenhofen zu Oberpfaffenhofen und Weßling zu Weßling gehört. Und was auf Oberpfaffenhofener Flur passiert ist, ist die Weßlinger nichts angegangen und umgekehrt war es ehedem so. Man hat sich zwar über die andern s’Maul zerrissen, aber ansonsten lebte jeder friedlich vor sich hin.
Jetzt ist man aber seinerzeit wie heute jeglicher Schererei aus dem Weg gegangen. Schon gleich gar, wenn ein Toter mit im Spiel war.
Es war ein heißer Sommertag und dort, wo heute das Autohaus Widmann in Weßling steht und akkurat früher die Flurgrenze zwischen Oberpfaffenhofen und Weßling verlaufen ist, hat es einen Menschenauflauf gegeben. Einem alten Mann war schlecht geworden und die Familie rief nach einem Arzt.
Da Haug Karre und i san g’rod dazuakema. Mei damois, do hod ma hoid erst ins Krankenhaus Seefeld nüber telefonieren müss’n, um an Arzt z’kriang. Ja, und bis der kema is, hod da Karre g’sogt: „Kum, pack o, mia miassn den arma Mo in Schatten leng. Da Karre hod scho zupacka kenna und do hama den stöhnenden Mo mit Mia und Not a boa Meter weiter g’schleppt. Bis da Arzt nachan kema ist, wara tot.
Wiare dann mim Karre wieder alloa war, howen g’frogt. „Warum hosd den den arma Mo a boa Meter weiter num verlegt. Do wo er zerscht g’leng is, war doch ar a Schatten?“ „Ja mei“, hod da Karre g’sogt. „Aber do wara auf Weßlinger Flur gleng. I hob glei g’säing, daß der nimma lang macht und do hob a ma denkt, d’Schererei soin de andern hom.“
Viele Jahre blieb dieses Geheimnis geheim, bis es einmal nächstens bei einem geselligen Zusammensein am Stammtisch erzählt wurde. Folgen hat die Geschichte angeblich keine gehabt. Hatten doch die Oberpfaffenhofener auch so manche Leiche im Keller liegen und hielten still.
Karl Haug soll sich auch anderweitig sehr um Weßling verdient gemacht haben. Daß der See nicht in privater Hand ist, sondern ganz der Gemeinde gehört, ist unter anderem mit sein Verdienst.
Der Karl ist zu mia kumma und hat mir erzählt, daß der Weßlinger See verkauft werden soll. Der Graf von Toerring war Besitzer und hat ihn dem Schottenhammel zum Kauf angeboten. Wir also nichts wie hin zum Schottenhammel und da hat uns der erzählt, daß er den See gar nicht haben wolle. Er wird absagen, hat er gesagt.
Wir also nichts wie hinauf zum Schloß. Omarschiert san mia. Mia zwoa Bauern von Weßling bei seiner Hoheit im Schloß. In der Kuchl beim Küchenpersonal hamma wart’n miassn. Nach einer ewig langer Zeit san ma endlich vorg’lass’n worden, beim Hansibert. Des war der Herr Graf. Den hob i richtig verehrt, weil der hod so a wunderschöne Frau g’habt. De war Ungarin und is allerweil mit ihrem roten Sportwagen durch Weßling gefahren.
Also, der Herr Graf Hans Toerring hat gesagt, der See kostet 300.000 Mark.
Erlaucht, mia san a ganz arme Gemeinde und kenna des net zoan. Wissen Sie eigentlich, wia der See in Ihren Besitz gekommen ist? Der hod nämlich amoi vier Weßlinger Bauern gehört, die ihren Obolus nicht mehr entrichten konnten und den Seefelder Grafen dafür den See überließen.
„So“, hod der Graf g’sogt. „Wissen’s des bestimmt, daß des so war?“ Freilich, weil des hod uns da Lehrer Besold im Geschichtsunterricht erzählt. Und was der Lehrer Besold erzählt, stimmt.





1967 ist Karl Haug gestorben. Es war eigentlich ganz selbstverständlich, daß Martin Schneider gefragt wurde, ob er Bürgermeister und damit Nachfolger seines engsten Freundes werden wolle.
Oiso guad, hob is g’sogd. I machs. Ois oida Weßlinger konnst ja nia net na song. Vor der Wahl bin i mit meiner Frau no in Urlaub in d’Schweiz g’fahrn. Wia mia hoam kema san, lieng doch a ganza Stock vordruckte Karten im Briefkasten: „Ich, Martin Schneider, lade Euch zu meiner Siegesfeier ein. - Wir bedanken uns ganz herzlich, daß Du uns zu Deiner Siegesfeier eingeladen hast. Wir kommen.“
Immer mehra von dene Zusagen san kema. De Hund de verrecktn, i hob net g’wußt, wer dahinter steckt. Wo doch de Wahl erst am nächsten Sonntag war. Am Montag in da Frua um achte hod dann Feinkost Käfer angrufen. „Wir bedanken uns ganz herzlich, daß wir den Auftrag erhalten haben, ihre Siegesfeier durch lukullische Genüsse verbessern zu dürfen. Tausend Dank, nochmals. Wir müssen jetzt bloß noch wissen, wie groß das Zelt ist und wie viele Leute daß kommen?“
I hob koa Zelt und a koan Service bstellt.
Aber selbstverständlich Herr Schneider, Sie haben doch höchstpersönlich hier angerufen.
I kon koan bschtellt hom, wenn i no gao koa Wahl g’wunna hob.
Die Wahl hat Martin Schneider haushoch gewonnen, die Siegesfeier fand auch statt und Insider munkeln, daß niemand anderes als Rudi Widmann, Joseph Grenzebach und Hans Kramer für die voluminöse Siegesfeier verantwortlich zeichneten.
Die aber stritten jegliche Beteiligung ab und lenkten den Verdacht auf den Keller Max, seinerzeit Bürgermeister von Hochstadt.
So richtig ist nie aufgekommen, wer nun wirklich der oder die Übeltäter war(en). Jedenfalls war fortan das Quartett Schneider, Widmann, Grenzebach und Kramer unzertrennlich.