Die Grafen zu Toerring

Graf Seitz auf der Landshuter Hochzeit
Seefeld (27. 02.06) – Wenn sich heute wieder zahllose Burgfräulein, Knappen und waghalsige Ritter auf den Weg machen, um ausgelassen Fasching zu feiern, wissen sie vermutlich nicht, dass vor nicht allzu langer Zeit – was durchaus relativ ist – echte Ritter und mehr oder weniger hübsche Burgfräulein im Schloss Seefeld zu Hause waren. Ein Buch mit fast 500 Seiten berichtet unter dem Titel „Drei Rosen für Bayern“ über die Geschichte der Grafen zu Toerring. Sie saßen zwar nie auf Bayerns Thron, waren aber meist nicht weit davon zu finden. Die Nase stets witternd im Wind, beeinflussten sie 600 Jahre lang zahllose Entscheidungen. Oft recht erfolgreich für die Familie, manches Mal auch mit katastrophalem Ausgang – wenn sich der Wind unerwartet drehte.
Wir schreiben das Jahr 1475. In Seefeld herrschte gerade Graf Seitz III., ledig und als richtiges Landei nicht unbedingt ein Freund geselliger Feierlichkeiten. Doch es half nichts. Ludwig der Reiche von Landshut gab sich die Ehre, und lud auch den Seefelder Grafen zur Hochzeit seines Sohnes Georg mit Jadwiga, Tochter des Polenkönigs Kasimir IV., ein. Nach der feierlichen Trauung des herzoglichen Paares im Münster folgte ein gewaltiges Festmahl. Acht Tage lang mussten die Landshuter Wirte, Bäcker und Metzger alles umsonst hergeben, jedermann war freigehalten, ob hoch oder niedrig. Laut Überlieferung wurden verzehrt: 333 Ochsen, 1130 ungarische Schafe, 285 Schweine, 1557 Jungschweine, 684 Spanferkel, 490 Kälber, 12000 Gänse, 47000 Hühner, 194000 Eier, fünf Zentner Weinbeeren, 220 Zentner Schmalz, 870 Fässer Wein und ein so genanntes „Konfekt“ für 500 Gulden. Dabei handelte es sich um ein hübsch verpacktes Abführmittel, das den adeligen Mägen und Gedärmen Erleichterung bringen sollte. Zu einem richtigen Fest gehörte allerdings auch ein Ritter-Turnier. „Wie es den Toerringern dabei ergangen ist? Wahrscheinlich wurden sie, wie alle anderen Teilnehmer auch, recht unsanft aus dem Sattel gehoben“, schreibt Buchautorin Jolanda Englbrecht. Als gefürchteter Raufbold und Draufgänger nämlich war Herzog Albrechts Sohn Christoph der Starke eingeladen, der keinem Turnierteilnehmer auch nur den Hauch eine Chance ließ.
Der Heimweg nach Seefeld soll unter starken Kopfschmerzen und übersät mit blauen Flecken stattgefunden haben. 1479 entschließt sich Seitz III., das Junggesellendasein aufzugeben. Er heiratet Dorothea von Losenstein. Nun baute er die Burg Seefeld, vermutlich auf Drängen seiner Gemahlin, zu einem wohnlichen Schloss um. Die alte Kapelle wurde durch eine neue ersetzt. An der Südseite aber errichtete er einen Turm mit Schießscharten, um Feinde gleich entsprechend begrüßen zu können. In der Klosterkirche zu Andechs hatte Seitz ebenfalls mit dem Bau einer Seitenkapelle begonnen, die einmal Begräbnisstätte für das Ehepaar werden sollte. Völlig neue Sitten kehrten ein, als 1484 Graf Veit zu Jettenbach in Schloss Seefeld Einzug hielt… (Fortsetzung folgt). Uli Singer


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