Herrsching - Kurpark seit 70 Jahre in Gemeindebesi

Herrsching (Mai 2004) – Wie selbstverständlich spazieren heute Einheimische und auch Touristen durch den Kurpark in Herrsching. Dabei ist es gerade einmal 70 Jahre her, dass er der Öffentlichkeit zugänglich gemacht wurde. Die Gemeinde hatte den Park samt Villa anno 1934 von Erich Scheuermann erworben. Das so genannte Kurparkschlösschen, einst Sitz der Familie Scheuermann, wurde erst vor 20 Jahren seiner öffentlichen Bestimmung übergeben.
Im Jahr 1888 kam der Kunstmaler Ludwig Scheuermann, geboren 1859 in der südafrikanischen Provinzhauptstadt Burghersdorp, als „erster Zuagroasta“ in das gerade einmal 360 Einwohner zählende Fischerdorf Herrsching. Begeistert von der Landschaft und auch von den Menschen kaufte er den als landwirtschaftlich nutzlos bezeichneten Schwemmkegel im Bereich der Kienbachmündung. Mit dem Bau eines Landhauses beauftragte er den Schreiner- und Bürgermeister Benedikt Rehm, mit dem ihn zeitlebens eine enge Freundschaft verband. Den Entwurf und die Pläne für die Villa entwarf Scheuermann selbst. Gustl Empfenzeder hält ihn seiner Chronik fest: „Das gastfreundliche Haus am See, inmitten eines schönen Parks, wurde bald zum Treffpunkt der damaligen Künstlerwelt.“
Scheuermann pflegte aber auch zu den Herrschinger Bürgern, Fischern und Kleinbauern enge Kontakte. Mit Rehm rief er den Verschönerungsverein Herrsching ins Leben und als 1900 der Sängerbund gegründet wurde, malte er die Vereinsstandarte. Am 1. September 1911 starb Ludwig Scheuermann. Sohn Erich (1888 bis 1957), der sich gänzlich der Fliegerei verschrieben hatte, verkaufte das Anwesen samt Villa im Jahr 1934 an die Gemeinde, die den Park fortan für die Öffentlichkeit zugänglich machte.
Übrigens, als Ausgleich für den Verkauf an die Gemeinde erhielt Erich Scheuermann eine, nahe der elterlichen Villa gelegene, Nachbildung von „Goethes Gartenhaus“, das immer noch bewohnt ist.
Das Kurparkschlösschen selbst wurde in den Jahren 1982/83 von Grund auf renoviert. Um die in nahezu 100 Jahren durch Witterungseinflüsse verursachten Schäden an der Holzkonstruktion des Turmes zu beheben, wurde sogar die Kuppel abgehoben. Am 25. April 1984 übergab der damalige Bürgermeister Jürgen Schulz das Schlösschen seiner neuen Bestimmung. Hans Radl schreibt dazu in seinen „Erinnerungen aus vergangenen Tagen“: „Nun ist es zum Kulturzentrum der Ammerseemetropole geworden.“


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