s'Nullerl von Herrsching

Herrsching – Wie der Ammersee, so gehört auch das Komödienspiel zu Herrsching dazu. Bereits vor 85 Jahren entwickelte sich aus dem Männer-Turn-Verein eine „Dramatische Riege“, die es, froh, die Kriegswirren heil überstanden zu haben, geradezu auf die Bühne drängte. Unter der Regie des pensionierten Theaterdirektor Rudolf Haas aus Leipzig wurde als erste Inszenierung das Volksstück „s’Nuller“, geschrieben 1885 von Karl Morre, aufgeführt. Von einem armen Bauernknecht handelt das Stück, der sich am Ende seines Lebens als alter, abgerackerter Schragen sieht und deshalb sei er auch eine Null auf dieser Welt. Zur Premiere im Hotel Seehof strömten die Besucher in Scharen. Stück um Stück folgte. Im April 1922 legte die „Dramatische Riege“ den Turnverein ab und hob im Gasthof zur Post den Theaterverein Herrsching aus der Taufe. Wie schon 1919 war auch dieses Mal Karl Schmid Initiator der Idee. Vorsitzender des neuen Vereins wurde der Schuhmachermeister Stefan Neubauer. Nur 20 Tage nach der Gründungsversammlung wurde am 23. April 1922 Premiere mit „Förster und der Wildschütz“ gefeiert. Ort der Theateraufführung war der große Saal des damaligen Bahnhotels – heute Andechser Hof. Von nun an ging es Schlag auf Schlag. Bereits vier Wochen später folgte „Der Amerikaseppl“, zwei Monate später „Die Braut aus der Stadt“. Als kurz darauf „Almarausch und Edelweiß“ auf dem Programm stand, musste gar die Polizei bei der Erstaufführung einschreiten und den Saal wegen Überfüllung schließen. Etliche Wiederholungen folgten und schließlich ging man mit diesem Erfolgsstück auf Tour.
„Rosa Pichlmayr war über viele Jahre lang die eindrucksvollste Charakterschauspielerin“, steht in der Festschrift anlässlich 1200 Jahr Herrsching im Jahr 1976. Ihr Repertoire habe von der Bauernkomödie über Bruno Franks „Sturm im Wasserglas“ bis hin zu Ludwig Thomas „Maria Magdalena“ gereicht. Weiter erwähnt werden Lina Klotz als „Komische Alte“ und als „überragender Charakterdarsteller“ der Bootsbauer Thomas Pettinger. „Noch 1967, mit 86 Jahren, spielte er einen pfiffigen alten Bauern in „Vier Weiber vom Berghof“ und legte einen Tanz auf die Bretter, dass das Publikum vor Begeisterung trampelte.“ Allesamt hielten die Laienspieler über Jahrzehnte hinweg den Brettern die Treue.
Aus den jüngeren und ebenfalls dem Theaterspiel verfallen Mitglieder hat sich dann 1966 das bis heute aktive „Ammerseer Bauerntheater“ entwickelt. Uli Singer


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