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Schwefelwasser - Badekurort Gauting

Gauting – Nicht viel hätte gefehlt, und Gauting wäre heute ein, wahrscheinlich sogar berühmter, Badekurort. Die Voraussetzungen dafür waren gegeben. Vor 150 Jahren nämlich setzte mit dem Bau der Eisenbahn in der Würmtalgemeinde ein riesiger Aufschwung ein. Die Bahnstation Gauting wurde am 28. November 1854, dem Geburtstag von König Max II., eröffnet. Brauchte man früher für die 16 Straßenkilometer von München bis Gauting oder aber auch zurück, vier volle Stunden, waren es nunmehr nur noch 45 Minuten. Was zu einer Völkerwanderung gen Gauting führte. „Die Vermehrung der Einwohner, insbesondere der Zuzug Fremder, und der immer häufiger werdende Hausbesitzerwechsel bedingte eine genaue Festlegung der Gemeinderechte und -pflichten“, schreibt Wolfgang Krämer in der 1949 erschienenen Dorfchronik. Im Herbst 1861 beschließt die Gemeinde, dass sich die Zahl der Gemeinderechte weder vermehren noch vermindern darf, dass auf ein Gemeinderecht nur jene Anspruch haben, welche sich durch Kauf oder Verehelichung auf einem mit einem ganzen oder halben Gemeinderecht bedachten Anwesen niederlassen. Alle übrigen Gemeindeangehörigen, gleich, auf welche Weise sie sich ansässig gemacht haben, „können nicht als wirkliche Gemeindemitglieder angesehen werden und haben keinen Anspruch auf die Gemeinderechte“.
Obwohl der dörfliche Charakter erhalten werden sollte, wäre das Bauerndorf beinahe zum Badekurort geworden. Die Idee dazu hatte der Münchner Steinmetzmeister Ignaz Lallinger, der etwas außerhalb des Ortes inmitten eines großen Parks ein Grundstück mit einem dreistöckigen Haus besaß. Sommerfrischler fanden dort Unterkunft. Als man nun im Jahre 1872 einen Brunnen für die Trinkwassergewinnung grub, fiel auf, dass es stark nach Schwefelwasserstoff roch. Lallinger ließ sofort an der Uni München eine Wasserprobe analysieren. Diese habe nach eingehender Prüfung ein reines, weiches, erdig-alkalisches Schwefelwasser von 10 Grad Celsius Temperatur ergeben. Krämer: „Es war das reinste unter allen kalten Schwefelwassern des Deutschen Reiches.“
Die positiven Ergebnisse veranlassten Lallinger nun, sein Anwesen als Trink- und Badeanstalt einzurichten. Die „Elfriedenquelle“ war bald über die Landkreisgrenzen hinaus bekannt. Hatte sich doch herumgesprochen, dass besonders Krankheiten des Blutes, der inneren Organe, des Schleimgewebes, der äußeren Haut, des Nervensystems sowie Blei- und Quecksilbervergiftungen teils geheilt, teils wesentlich gebessert werden konnten. Die Erfolge veranlassten Lallinger, die Trink- und Badeanstalt nunmehr in eine Heilanstalt mit Restauration umzuwandeln. Aus einem Kurprospekt von 1900 geht hervor, dass das neue dreistöckige Hauptgebäude 30 Fremdenzimmer plus Speisesaal, Musik- und Lesezimmer und eine Bücherei hatte. Behandelt wurden: Blutarmut, rheumatische Leiden, Neuralgien und Asthma. Kurbetrieb war von Mai bis Oktober. Der Pensionspreis betrug sechs bis acht Mark täglich plus ein bis zwei Mark für die ärztliche Behandlung. Im Jahr 1905 wurde der Kurbetrieb eingestellt und die Anlage verpachtet. Gründe für die Aufgabe des Kurbetriebs sind nicht bekannt. Uli Singer